Es steht viel auf dem Spiel. Was unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben, um uns ein gutes Leben zu ermöglichen, kann in unserer Lebenszeit zusammenbrechen. Unser geradezu verschwenderischer Verbrauch an Rohstoffen, unsere Müllmengen und unsere Verschmutzung der Luft mit Klimagasen bedrohen massiv die Stabilität unseres Zusammenspiels mit den Feldern und Wäldern, Bächen und Flüssen, Vögeln und anderen Tieren um uns herum. Unser Handeln ist eine Gefahr für die Schöpfung, wie manche es ausdrücken würden – und damit schlussendlich vor allem für uns selbst. Zu dieser Erkenntnis kommt auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika, die beseelt ist von seiner existentiellen Sorge um unser aller „gemeinsamem Haus“.
Junge Menschen sind am härtesten betroffen von den Folgen dieser unbedachten Überlastung unserer Erde. Mein größter Wunsch – ein friedliches Leben für meine und unser aller Kinder – ich sehe ihn in großer Gefahr. Umso dankbarer bin ich, dass sich nun friedlich und entschieden junge Menschen hinstellen und ihr Recht auf eine intakte Zukunft einfordern.
Die Jugendlichen bringen starke Forderungen mit, die für manchen vielleicht genauso verschreckend wirken wie die Ausmaße der Umweltkrise. Dabei lockt da auch eine lebendige Zukunft – mit einer stressfreien Mobilität, mit gesunden und sparsamen Häusern, mit leckerem und bewusstem Essen, umgeben von Dingen, die man wirklich schätzt und braucht, und inmitten weiterhin blühender und lebendiger, wunderschöner Landschaften unserer Heimat.
Auf dem Weg in diese Zukunft können wir aus unserer Geschichte und unseren reichen Traditionen schöpfen. Einst haben die Erfindung des Automobils und die günstige Energieerzeugung aus Kohle großen Wohlstand in unsere Gesellschaft gebracht. Heute wissen wir auch um die Umweltverschmutzung, die durch die Masse an Autos und durch die Kohleverbrennung verursacht wird. Wieder können wir unseren Erfindergeist und unsere Innovationskraft nutzen, um die jetzt notwendigen neuen Lösungen zu entwickeln – wie saubere erneuerbare Energien oder weniger und gemeinsam genutzte Autos ohne Abgase.
Zum anderen können wir an Wissen und Selbstverständlichkeiten unserer Eltern- und Großelterngeneration anknüpfen. Bei meiner lieben Großmutter z.B. gab es Fleisch nur zum Sonntagsbraten und Lebensmittelabfälle gab es gar nicht. Die Dinge in ihrem Haushalt waren irgendwie noch überschaubar in ihrer Anzahl, und sie hatten eine sympathische Patina, weil sie lange genutzt und repariert wurden. Das war das Gegenteil von Verschwendung. Ich sehe ein großes Potenzial auch für ein ganz individuell gelingendes Leben darin, das für uns heute neu zu interpretieren.
Und wie kann nun mein persönlicher Weg in dieser Zeit aussehen? Ich habe für mich entschieden, mit Entdeckerfreude, Beharrlichkeit und Heiterkeit meinen Beitrag zu der Generationenaufgabe zu leisten, vor der wir stehen. Das versuche ich in meinen persönlichen Alltagsentscheidungen umzusetzen: Wie ernähre ich mich (genussvoll (!) und klimafreundlich), wie bin ich mobil (möglichst am Boden und bevorzugt entspannt mit dem Lokführer als Fahrer), wie wohne ich (gemütlich, mit wenig Energieverschwendung und versorgt mit erneuerbaren Energien) oder was kaufe ich (nicht noch mehr Dinge! Und wenn, dann gerne gebraucht – das kommt auch meiner Schwaben-Natur entgegen).
Zum anderen sehe ich, dass die Verhältnisse um uns herum unser Verhalten stark beeinflussen. Warum z.B. ist häufig nicht die Variante am günstigsten und bequemsten, die am besten ist für eine enkeltaugliche Zukunft? Ich bin überzeugt, dass es auf Dauer Anreize und gute Möglichkeiten für alle Menschen braucht, sich im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung zu entscheiden. Gemeinsam mit einer wachsenden Zahl an Menschen setze ich mich deshalb in meiner Heimatstadt und darüber hinaus dafür ein, dass wir bessere Verhältnisse bekommen, die uns allen den Weg durch diese entscheidende Zeit einfacher machen.
Von Maike Sippel