Grenzen des Wachstums, aber No limits to learning

Was schrieben die Gründer des Club of Rome auf der letzten Seite des Berichts Die Grenzen des Wachstums? 

“Der Mensch muss sich selbst – seine Wertevorstellungen und Ziele – erforschen”. Für mich stellt dieser Satz eine Brücke und Verbindung dar zu einem – 1979 veröffentlichten – weiteren Bericht an den Club of Rome No limits to learning (Deutsche Ausgabe: Das menschliche Dilemma).

Aurelio Peccei schreibt in No limits to learningDer Club of Rome eröffnete 1972 – mit Die Grenzen des Wachstums – einen Zyklus mit der provokativen Darstellung der äußeren Grenzen, die die Möglichkeiten des materiellen Wachstums auf unseren begrenzten Planeten einschränken. Er schließt diesen Zyklus nun mit der Erörterung der freien inneren Spielräume, die in uns selbst existieren und Möglichkeiten zur ungeahnte Entwicklung beinhalten. ,…,Wenn wir uns bewusst sind, wie viel von uns selbst abhängt, werden wir wieder auf den menschlichen Geist Vertrauen lernen und frische Impulse zur Erneuerung unserer Gedanken und Handlungen gewinnen, um unseren Geist lebendig zu erhalten. Sollten die älteren unter uns diese Erneuerungsbewegung nicht folgen können – die junge Generation wird sie anführen.”

Die Zukunft liegt in unserer Hand

Die Anregung und die Inspiration zur (Weiter)Entwicklung jedes einzelnen war eine der zentralen Botschaften aus den Anfangsjahren des Club of Rome. Aurelio Peccei – der für viele als der Gründer des Clubs gilt – bezeichnete den Club of Rome auch als ein Abenteuer des Geistes und sprach später von nicht weniger der Notwendigkeit einer kulturellen Revolution. Für ihn lagen sowohl die Ursache unserer Probleme, wie auch die Lösungen, im Menschen selbst. “Man sucht den heilsamen Fortschritt vor allem außerhalb des Menschen und nicht in einer Besserung unserer eigenen Denk- und Verhaltensweisen” schrieb er in seinem Buch Die Zukunft liegt in unserer Hand – welches etwa zwei Jahre nach dem Bericht No limits to learning erschien.

Das Netzwerk der Club of Rome Schulen

2004 griff Uwe Möller als damaliger Generalsekretär des Club of Rome International und Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome in Personalunion, diese – eher in Vergessenheit geratenen Impulse – wieder auf. Insbesondere um die junge Generation zu fördern, initiierte die Deutschen Gesellschaft Club of Rome daher das Netzwerk der Club of Rome Schulen. Es bewarben sich 51 Schulen unterschiedlicher Schularten aus dem gesamten Bundesgebiet. Heute besteht das Netzwerk aus 16 Schulen aus 7 Bundesländern, die ein gemeinsames Selbstverständnis und ein 2012 erarbeitetes Leitbild teilen.

Das Leitbild, entstanden auf Grundlage des achtjährigen pädagogischen Erfahrungsaustausches, beschreibt den Spannungsbogen zwischen der Botschaft des Club of Rome, der Einbindung des Menschen in eine globale Verantwortungsgemeinschaft, und der aktiven Weiterentwicklung  von Schule.

Die CoR-Schulen haben sich dementsprechend seit Gründung nicht nur intensiv mit den CoR-Zielen auseinandergesetzt, sondern sich auch mit der Frage beschäftigt, wie Schule verändert und gestaltet werden kann und muss, damit sie zum nachhaltigen Handeln erzieht und systemisches Denken befördert. Bis heute geht es den Schulen darum, Lernsituationen zu schaffen, die eigenständiges, initiatives Handeln fördern und so ermöglichen, das die Schüler*innen ihre eigene Wirksamkeit erleben können, denn “Think global“ ist das eine, das aber erst wirklich  verstanden wird, wenn das „Act local“, wenn das eigene Handeln, Resonanz erfährt. Fächerübergreifendes, projektorientiertes Lernen an „echten“ komplexen Herausforderungen stehen für sie ebenso im Zentrum wie ein wertschätzendes Miteinander und der bewusste Umgang mit unserem Planeten.

Arbeitsweise des Netzwerkes

An den jährlichen zwei- bis dreitägigen Netzwerktreffen, an denen Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern teilnehmen, werden Projekterfahrungen ausgetauscht, werden gemeinsame Vorhaben abgeglichen und zukünftige Ziele und Wege vereinbart.  Die Brücke zur Deutschen Gesellschaft des Club of Rome wird mit Referent*innen und Themen zur Nachhaltigkeit, zur Zukunftsforschung und zur gesellschaftlichen Entwicklung geschlagen. Der Austausch mit unterschiedlichen Redner*innen des DGCoR bietet den Schulen Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse und inspiriert die  Arbeit an den Schulen.

Man darf von diesem Netzwerk im 18. Jahr seines Bestehens mit seinen etablierten Strukturen zu Recht behaupten, dass es ein „Lernendes Netzwerk“ ist.

Von Andreas Huber, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft Club of Rome & Barbara Riekmann, Vorsitzende des Leitungsteams der COR Schulen

Berichte aus den Club of Rome Schulen

Tarek Aichah, Helene-Lange Schule Wiesbaden

Schule ist Zukunftsalphabetisierung: Wir, als Institution Schule haben den Auftrag, unsere Schüler:innen dabei zu unterstützen, die Herausforderungen der Zukunft für ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten lesen und verstehen zu können. Dazu gehört auch, aus den Fehlern der Vergangenheit die nötigen Schlüsse ziehen zu können. Gleichzeitig müssen wir ihnen Räume geben, herauszufinden, wie sie durch bewusstes nachhaltiges Handeln lokal und global  die Zukunft mitschreiben und gestalten können. Das beinhaltet ein bewusstes Konsumverhalten ebenso wie die Fähigkeit Konflikte friedlich auszutragen.

Wir müssen unsere Schüler:innen zur Partizipation ermutigen, ihnen vermitteln, wie sie sich aktiv zum Erreichen ihrer Ziele einsetzen können und auf dem Weg Mitstreiter:innen gewinnen können. Auch dafür brauchen sie Zeit und Räume, die losgelöst von Fächergrenzen und Klassenräumen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Wir müssen Schüler:innen die Chancen eröffnen, Gehör zu finden und selbstwirksam zu sein. Das kann in Form von Projektpräsentationen selbstgewählter Fragestellungen ebenso wie der Durchführung von Aktionen passieren. Unsere Aufgabe besteht dabei darin, sie zur bewussten Auseinanderstetzung mit nachhaltigen Fragestellungen zu ermuntern. Öffentlichkeit und Selbstwirksamkeit zu erfahren wird sie in ihrem Denken und Handeln bestärken und ihnen die notwendigen Kompetenzen geben, sich auch nach Ende ihrer Schulzeit sich weiter engagieren und etwas bewegen zu wollen.

Nachhaltigkeit sollte im Schulalltag verankert und gleichzeitig losgelöst vom schulischen Kontext sein. Es geht nicht darum, Wissen über nachhaltiges Leben zu vermitteln und ggf. abzufragen, sondern darum Nachhaltigkeit positiv zu belegen und dadurch lebenslanges Lernen und bewusst nachhaltiges Handeln zu fördern.

Ralf Heinrich, Schulleiter, Thomas-Strittmatter-Gymnasium St. Georgen

Angesichts unserer engen äußeren Grenzen (des Wachstums…), die wir auch im Schulsystem täglich erfahren, bedarf Bildung einer Vision:No limits to learning. Zum Club of Rome-Schul-Profil gehört deshalb weit mehr, als nur Internationalität und Umweltschutz. Gerade der Begriff „Umwelt“ war immer Symbol dafür, dass wir Menschen, auch wenn wir begonnen haben, diese Umwelt zu „schützen“, mit unserer Sicht der Welt doch im Zentrum vieler Krisen stehen (auch der Begriff Internationalität hat die Nation zum Ausgangspunkt).

Bildung für nachhaltige Entwicklung braucht globales Lernen, nicht nur im geografischen, sondern philosophischen Sinn, im Sinne eines Perspektivenwechsels, einer ganzheitlichen Sicht weltweiter Zusammenhänge, einer Achtsamkeit gegenüber der gesamten Mitwelt.

Bildungsziele einer Club of Rome-Schule gehen also unbedingt über Nachhaltigkeitsprojekte hinaus, wobei dieser hohe Club of Rome-Bildungsanspruch für Kinder und Jugendliche nur auszuhalten ist, wenn wir ihn immer wieder konkretisieren, wenn wir jungen Menschen (und uns selbst!)  immer wieder, handlungsorientiert, die Chance zur Erfahrung eigener Selbstwirksamkeit eröffnen.